Drei weißgedeckte Tafeln für gut dreißig Gäste, mit Kerzen, Herbstblumen, Speisekarten:
Im neueröffneten SquareHaus am Nollendorfplatz treffen die ersten Gäste für die Charterfeier der Steglitz Toastmasters ein. Ich genieße das toastmasterlich-herzliche Willkommen, die freudigen Umarmungen und das erste und zweite Glas Prosecco.
Im SquareHaus kann man Büroraum mieten oder Veranstaltungen durchführen. Betrieben wird es vom Steglitzer Toastmaster Jochen K.
Im großen Veranstaltungsraum strahlen dänische Kupferleuchter von der Decke, harmonieren mit den bunten Sesseln und dem roten Original-Lenolium aus den 70-ern. An den Wänden hängen abstrakte Acrylbilder, dazwischen stehen Bücherregale im Antiquariatslook.
In der großen Küche hinter der Glaswand überborden die Arbeitsflächen von Früchten, Gemüse, Ölen, Nüssen und blitzblanken Geräten. Chef Steffen Sch. von den Meisterrednern und Beikoch Jakob H., des Präsidenten 14-jähriger Sohn, hacken, rühren und brutzeln, während im Saal und auf der Terrasse die Gäste in Grüppchen zusammenstehen, plaudern und sich ihre Plätze ausgucken.
Um 19.00Uhr sitze ich zufrieden zwischen meinen Wunschnachbarn, lausche der offiziellen Begrüßung des Präsident Jürgen H. und freue mich, von ihm nun angenehm und gewandt durch den Abend geführt zu werden.
Steffen und Jakob servieren Brotkörbe, mit Beeren dekorierte Antipasti-Teller und Häppchen auf verknoteten Löffel-Kunstwerken.
Nun trifft auch Peter H., der Division-Governor ein, und eröffnet den Rhetorik-Reigen der Grußbotschaften. Er heißt den 11.Club in der Division C herzlich willkommen, würdigt die 15-monatige Aufbauphase, schickt Grüße aus Rostock, Leipzig und Dresden und blickt voll Optimismus in die Zukunft.
Die deutschsprachige Rhetorik-Szene Berlins ist versammelt.
Die Adlershofer Toastmasters, vertreten durch Präsident Ulrich P., räumen bereitwillig ihre Stellung als Berliner TM-Youngster und begrüßen das neue Steglitzer Baby. Ulrich P. malt für die jungen Mitglieder die Freuden und Herausforderungen des Toastmasterslebens aus, die Gemeinschaft, die Wettbewerbe und internationalen Konferenzen.
Die Meisterredner dagegen sind die ersten und ältesten in Berlin. VP Reovadi P. freut sich, dass immer wieder Meisterredner die Toastmastersidee in die Welt tragen: Meisterredner Jürgen H. gründet die Hanseredner Rostock und nun die Steglitz TMs. Patricia S. gründet die Meisterredner selbst, die Spreeredner und nun mit Jürgen H. die Steglitz TMs. Die Meisterredner Silvia B. und Rüdiger S. haben kräftig unterstützt, und helfen tun auch die gestiftete Ampel und das Vollholzpult.
Die Dresdener TMs, vertreten durch Präsident Toni L., kraxeln in der Rede noch einmal mit den Steglitzern durchs Elbsandsteingebirge. Dabei gesteht Toni, dass er Jürgen beim ersten Kennenlernen für einen „preußischen Lackaffen“ gehalten habe, in vielen gegenseitigen Besuchen aber eines besseren belehrt worden sei und ihn nun in sein sächsisches Herz geschlossen habe.
Kristian R., Präsident der Spreeredner, legt in einer humorvollen Rede dar, dass ein Toastmastersclub einem edlen Auto gleiche und liebevoll gepflegt und sorgsam geführt gehöre.
Marius, VP der Redekünstler, behauptet dagegen, dass ein TM-Club eher einem sonnengelben Klemmbrett gleiche. Seine Analogie hüllt er in zauberhafte Metaphern, humorvolle Vergleiche und tiefsinnige Betrachtungen, er dankt den Steglitzern warm für alles, was er dort lernen und erfahren durfte und rührt die versammelte Festgemeinschaft fast zu Tränen.
In der After-Dinner-Speech bricht Steffen P. von den Redekünstlern eine Lanze für die Intuition und belegt deren Wirksamkeit mit heiteren Beispiel-Geschichten und handfesten Argumenten.
Die Abschlussrede hält Präsident Jürgen: „Wir haben die stabilste Währung auf diesem Globus – Anerkennung!“
Er lobt die Bereitschaft der Gründungsmitglieder, ihr Bestes zu geben und den Club vortrefflich zu machen. Jedes Mitglied wird vorgestellt, erhält sein Charter-Pin und darf nun ein noch stolzerer Steglitzer TM sein.
Zwischen den Reden stärken wir uns an den immer ideenreicher und köstlicher werden Gängen, mit denen uns Chef Steffen Sch. großartig verwöhnt.
Wir stehen auf der Terrasse, plaudern und tun uns an Presecco und Weißwein so gütlich, dass gegen 22.00Uhr die Nachschubkommission zum Kaisers am Nollendorfplatz aufbricht.
Gegen Mitternacht ist alles gesagt, aber nicht alles gegessen, jeder ist wohlig satt und hat für die köstliche Grütze kaum noch Platz. Bei den Mett- und Leberwurstkanapees, käseüberbackenen Blumenkohlröschen und den Mayonnaise-Dressings haben viele gar nicht gemerkt, dass alles vegan war und staunen nun gebührend.
Wir tanzen ein bisschen, reden mit denen, die wir noch besser kennen wollen und fühlen uns zeitlos wohl. Wohl und viel zu müde für den Heimweg.
Doch irgendwann, so gegen 2.30Uhr, geht auch diese schöne Feier zu Ende, die Köche räumen auf, die letzten Gäste verlassen das Squarehaus und Jochen macht das Licht aus.
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