Jürgen, welche Vision hast du als zukünftiger Präsident der Berliner Meisterredner?
Liebe Toastmaster, sehr verehrte Gäste, üblicherweise ärgere ich mich für drei Minuten, danach ist alles verdampft.
Doch nach dieser Frage im Mai 2008 von Schifra habe ich mich drei Tage lang geärgert. Einen Vorteil hatte dieser Ärger – ich habe das Handbuch Clubführung von vorne bis hinten durchgelesen. Seitdem kenne ich die Aufgaben eines Club-Präsidenten bei Toastmasters. Im Handbuch steht – der Präsident ist Vorstandsvorsitzender, Geschäftsführer, Anfeuerer und Trainer des Clubs. Jetzt sehe ich an euren Gesichtern – die haben den Sklaventreiber vergessen. Das Handbuch wird von Toastmasters neu übersetzt und ergänzt.
Als Präsident unseres Rhetorik-Clubs stehe ich in der Verantwortung, wenn es um den Lernerfolg, die Abschlüsse der Mitglieder, geht. Als Präsident trage ich die Verantwortung für die Führung des Clubs an den Klubabenden. Ich begrüße die Gäste und verkünde die besten Redner am Abend. Als Präsident führe ich die Vorstandssitzungen durch und behalte unseren Toastmasterkalender im Auge. Ich sorge für ein freundliches Lernumfeld bei dem sich Fordern und Fördern die Balance halten. Gelegentlich sind auch in Absprache mit den anderen Vorständen Entscheidungen zu treffen.
Das alles wußte ich nach der Lektüre des Führungshandbuches. Ein Ziel hatte ich auch.
Die Berliner Meisterredner sollten als Rhetorik-Club 30 oder besser mehr Mitglieder am Ende meiner Amtszeit haben. Nun, zumindest wußte ich über die Aufgaben eines Präsidenten bei Toastmasters Bescheid und ich hatte ein Ziel vor Augen. Doch eine Vision hatte ich noch immer nicht. Gelegentlich werde ich gefragt: Jürgen, weshalb engagierst du dich so für Toastmasters. Da gibt es ja kein Geld zu verdienen. In der Tat, wir haben vieles zu bieten, aber Geld gibt es nicht bei Toastmasters. Aber wir haben die stabilste Währung auf diesem Globus – Anerkennung.
Von Johann Wolfgang von Goethe stammt der Satz – „wer was gelten will, muß andere gelten lassen.“ Das ist die kürzeste Form der Definition von Anerkennung.
Bei Wikipedia liest es sich so: Anerkennung bedeutet die Erlaubnis einer Person oder einer Gruppe gegenüber einer anderen Person, Gruppe oder Institution, sich mit ihren derzeitigen spezifischen Eigenschaften an der Kommunikation, an Entscheidungsprozessen oder anderen gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen.
Der Begriff Anerkennung wird auch als Synonym für Akzeptanz, Lob oder Respekt verwendet. Gegenseitige Anerkennung gilt als notwendig für jede Art von Zusammenleben, beispielsweise in einer Beziehung, im Beruf oder in einem Toastmastersclub. Wird ein Gruppenmitglied nicht anerkannt, gerät es in Gefahr, zum Außenseiter zu werden.
Unsere Mitglieder bei Toastmasters sind freiwillig im Klub, wir haben kein Geld und wir wollen unsere Mitglieder zu guten Rednern machen, ihnen die Grundlagen der Rhetorik vermitteln, sie zu Abschlüssen führen und dies alles nur mit Hilfe von Anerkennung. Das ist eine anspruchsvolle Herausforderung.
Letztes Jahr im Februar – ein kleiner Gedankenblitz inmitten all der Leere in meinem Kopf. Steglitz braucht einen eigenen Toastmasterclub. Gerhard Wolf sagt – Visionen ohne Aktionen sind Halluzinationen. Der April im letzten Jahr – da fing alles an. Ein Demonstrationsabend mit vielen Toastmasters aus anderen Klubs – Rhetorik vom Feinsten. Zwei Wochen später der erste reguläre Klubabend. Am letzten Mittwoch unser 34. Clubabend und unser erster regulärer Wettbewerb im Club.
Es ist mir nicht unbedingt anzumerken, welch große Freude mir dieser Abend heute bereitet.
Ich bin stolz auf euch alle und möchte mein Glas auf die Steglitz Toastmasters erheben. Und Schifra möchte ich heute zurufen – eine Vision habe ich nun auch. Jeder Berliner Bezirk soll seinen eigenen Toastmasterclub erhalten. Kein Berliner soll länger als zehn Minuten Fußweg zu seinem eigenen Club haben.
Wer dabei sein möchte, der melde sich bei mir. Schließen möchte ich mit einem Zitat von John F. Kennedy, dem 35. Präsidenten der USA – Manche Menschen sehen die Dinge, wie sie sind, und sagen: „Warum?“ Ich träume von Dingen, die es nie gab, und sage: „Warum nicht?“
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