Samstag morgen gegen 8:30. Ich warte auf den Bus, der mich in die Leibnizstraße zu den Toastmasters bringen soll. Kaum ein Mensch auf der Straße, es ist eisig kalt, aber ein strahlend blauer Himmel, unter dem der Schnee hellweiß glitzert. Ich könnte auch, so mein Gedanke, während der Bus auf sich warten läßt, an diesem wunderschönen, kristallkalten Tag in den Harz oder die Sächsische Schweiz fahren, um dort zu wandern, anstatt den ganzen Tag in geschlossenen Räumen zu verbringen, aber andererseits bin ich sehr neugierig auf mein erstes Vorstandstraining.


Als ich die Räume in der Trinitatis-Gemeinde in Charlottenburg betrete, werde ich gleich herzlich von Katja und Alan begrüßt. Und da ist ja auch schon Toni aus Dresden. Also ein guter Tagungsbeginn. Mit den anderen Vorstandsmitgliedern der Steglitz-Toastmasters setze ich mich in die erste Reihe, wir wollen ja schließlich alles genau mitbekommen.


Um 9:30 eröffnet Peter die Tagung. Dann schließt sich das erste Thema an, in dem es um neue Entwicklungen im District 59 geht, dem wir bald nicht mehr angehören werden, weil dieser geteilt wird und wir ab Juli 2014 zusammen mit Skandinavien, Österreich und den osteuropäischen Ländern den neuen District 95 (die Ziffern bleiben also gleich) bilden werden. Mich hätte ja noch interessiert, wer solche Entscheidungen trifft und nach welchen Kriterien sie getroffen werden. Dass die Schweiz, in der Deutsch die meistverbreitete Sprache ist, nicht mehr zu unserem District gehört, verstehe ich nicht. Auch die Niederländer hätte ich in den neuen District geholt.


Den nachfolgenden Bericht von Morag hätte man in etwa auf die Aussage verkürzen können: es ändert sich einiges (im Ausbildungsprogramm), aber keiner weiß jetzt schon genau, was. Das neue Programm wird den veränderten gesellschaftlichen und medialen Anforderungen angepasst. Alles klar.


Im letzten Beitrag vor der Mittagspause stellen Katja und Ralf Termine der nächsten Wochen vor, die Area-Wettbewerbe am 12.04 in Berlin und Leipzig, die Division-Konferenz am 26.04 wiederum in Berlin und die District-Konferenz vom 16.05. – 18.05. in Krakau. Ebenfalls wurden die Daten der Wettbewerbe in internationaler Rede in den einzelnen Clubs genannt bzw. erfragt.


Eine Stunde Mittagspause. Ich nutze die Gelegenheit, einige kulturelle Defizite in meinem Leben durch den Besuch einer Buchhandlung auszugleichen. Ausserdem ist es wirklich schön draussen.


Kurz nach eins geht es dann weiter. Dirk aus Leipzig erläutert die verschiedenen Clubarten: Corporate Clubs (Firmenclubs), öffentliche Clubs und fortgeschrittene Clubs. Und ein Leitfaden bzw. Fahrplan zur Clubgründung wird mit einigen Begriffen wie „Demo-Meeting“ und „Charter-Kit“ markiert.


Dann stellt Ralf die verschiedenen Handbücher vor. Da ich bald meine neunte und zehnte Rede halten werde und dann ein CC bin (nicht mehr als 10 Prozent der Toastmaster-Mitglieder machen einen CC, erfahre ich auch an diesem Tag), ist dieses Thema besonders interessant für mich. Und während Ralf die fünfzehn (davon sechs in deutsch) Fortgeschrittenen-Handbücher präsentiert, überlege ich mir schon, welche zwei ich wählen könnte. „Humorvolle Rede“? Der professionelle Redner“? „Interpretive Reading“? Ach, so ein Toastmasterleben ist doch sehr aufregend.


Katja referiert dann über die sechs kritischen Momente der Wahrheit eines Toastmasterclubs. Dazu bekommen wir einen Zettel in die Hände gedrückt, auf dem wir auf sechs Stichpunkte hin (wie „der erste Eindruck“, Mitgliederorientierung“, „Mitgliederstärke“) mit ja oder nein antworten können. Selbstverständlich sind wir von den Steglitz-Toastmasters in hohem Maße selbstkritisch, beantworten alle Fragen ehrlich mit ja und dürfen die Zettel dann auch hochhalten. Eine Frage an uns ist: „Wie schafft ihr es, immer rechtzeitig eine vollständige Agenda zu erstellen?“ Interessante Frage. Ich dachte, dass wäre in allen Clubs so und eine Selbstverständlichkeit. Ist es aber offensichtlich nicht. Liegt wohl an dem hohen Engagement unseres Präsidenten.


Anschließend, mit dem letzten großen Thema an diesem langen Tag, ist Teestunde. Zumindest denke ich das, als ich mehrmals groß das Wort Mentee lese. Erinnert mich an Pfefferminztee. Aber ich werde eines besseren belehrt. Es geht nämlich um Mentoring und die Beziehung eines Mentors zu seinem …ääh(!)… Mentee. Schifra legt quer durch den Raum in gleichmäßigen Abständen die Ziffern eins bis zehn. Wir sollen uns dort positionieren, wo wir glauben, mit unserem Wissen über das Mentorenprogramm zu stehen. Und das auch begründen. Die Begründungen sind recht unterschiedlich; von (Nr. 4) „Ich habe als Mentor gerade erst angefangen“ bis (Nr. 10) „Ich wollte schon immer einmal ganz vorne stehen“. Anschließend bilden wir kleine Diskussionsgruppen zum Mentorenprogramm, die Ergebnisse werden dann im Vorstand des jeweiligen Clubs ausgewertet, auf ein großes Blatt Papier geschrieben und am Flipchart erläutert. Die Steglitz Toastmasters zeichnen sich hier übrigens dadurch aus, dass sie als einziger Club in dem vorgegebenen Zeitrahmen ihre Ergebnisse präsentieren. Vorbildlich.


Ein netter Tag, mit neuen Wissen und hohem Unterhaltungswert, geht dann allmählich zu Ende. Ich freue mich schon auf das nächste Vorstandstraining!

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