Umweltschutz ist wichtig. Als Ingenieurin für Umweltschutz ist das für mich kein Credo. Es ist eine tief verwurzelte Gewohnheit. –  Wir alle wissen, wie schwer wir einmal gelernte  Verhaltensweisen ablegen können.
Wenn mehr Menschen ihren Beitrag für den Umweltschutz als genauso tragend empfinden würden, hätten wir unser CO2-Ziel für 2050 schon in 5 Jahren erreicht.

Missionarisch überzeuge ich niemanden vom Umweltschutz, höchstens vom Gegenteil. Wie kriege ich also Menschen dazu, sich für die Umwelt zu engagieren, die Wichtigkeit des Umweltschutzes zu begreifen, den Einklang mit der Umwelt sogar als Fundament für eine ausgeglichene Lebensfreude wahrzunehmen?

 

Ein einfaches Mittel – unendlich viele Anwendungsfälle

Bei meiner Recherche bin ich auf das Buch „Psychologie im Umweltschutz“ [*] gestoßen.
Dort habe ich ein Mittel gefunden, dass seine Wurzeln in aller Menschen Köpfe schlägt.
Mit diesem Mittel überzeuge ich Menschen vom Umweltschutz, mache aus Couchpotatoes (Halb-) Marathonläufer und aus Lampenfieberern Rhetoriker.
Ein Wundermittel, das Nestlé in eine NGO mit dem Leitspruch „sauberes Wasser für alle“ verwandelt oder aus meinem Wasserkocher ein easter egg springen lässt, wenn ich den An-/Aus-Knopf 5x betätige: fast.

Wovon ich rede ist  – Selbstwirksamkeit.
„Selbstwirksamkeit ist die Gewissheit, dass ich eine Aufgabe mit meinen eigenen Fähigkeiten meistern kann.“ [*S. 33]

Im Umweltschutz bedeutet das, daran zu glauben, dass mein Verhalten etwas bewirkt. Dass ich zum Beispiel durch das Verwenden von bio-zertifiziertem Duschbad, die Meere vor  Mikroplastik schütze. Oder dass mein Radfahren sich positiv auf das Stadtklima auswirkt; auch wenn die vorderen Gründe eher Fitness und Flexibilität sind.

Hm, jeder ist schon mal mit dem Rad gefahren, hat einen Stoffbeutel zum Einkaufen benutzt oder bio-zertifiziertes Obst im Supermarkt gekauft. Trotzdem würde nicht jeder sagen, dass ihm Umweltschutz sehr wichtig ist, oder?

 

Wie setzt man das Mittel erfolgreich ein?

Was es braucht um sich in einer Sache als selbstwirksam anzusehen, sind wiederkehrende Erlebnisse und Handlungen mit folgenden Merkmalen:

  • kleine Schritte mit Erfolgserlebnissen
  • Fehler zulassen und reflektieren
  • bewältigbare Aufgaben, die Alltagsnähe haben
  • zeitliche Nähe von Theorie und Praxis

Genau diese Merkmale sind es, die aus Menschen Umweltschützer machen.
Und genau diese Merkmale sind es auch, die aus Lampenfieberern Rhetoriker machen.

 

Die Brücke vom Umweltschützer zum Rhetoriker

Wie das funktioniert, erlebe ich jedes Mal bei den Toastmasters.
In kleinen Schritten üben wir uns im Reden und Führen. Das klappt mal besser, mal weniger gut. Durch das Feedback der anderen Miglieder, hat jeder stets ein Erfolgserlebnis. Denn Feedback heißt, positive Fähigkeiten herauszustellen und Verbesserungspotenzail aufzuzeigen.
Seine persönlichen Entwicklungsschritte im Reden und Führen kann sich jeder selbst aussuchen. So dass jeder die Anforderungen mit Erfolg bewältigen kann. Da Reden und Führen uns jeden Tag im Alltag begegnet, könnte die Praxisnähe nicht näher sein.

Selbstwirksamkeit wirkt auch in vielen anderen Bereichen. Beim Sport, bei der Unterstützung obdachloser Menschen oder bei irgendeiner anderen Idee, von der ihr Menschen überzeugen wollt. Probiert es aus.

* [Hamann K., Baumann A., Löschinger D.: Psychologie im Umweltschutz: Handbuch zur Förderung nachhaltigen Handelns. oekom Verlag, München, 2016]